Luzerne (Medicago sativa) – Hohe Nährstoffdichte trifft Schmackhaftigkeit
Historischer Hintergrund der Luzerne
Luzerne oder Alfalfa wird seit über 2000 Jahren kultiviert und stammt ursprünglich aus dem Nahen Osten. Bereits im antiken Persien wurde sie als wertvolle Futterpflanze für Pferde und andere Tiere geschätzt. Von dort aus verbreitete sie sich über den Mittelmeerraum bis nach Europa und wurde ein fester Bestandteil der Landwirtschaft, insbesondere wegen ihrer nährstoffreichen Eigenschaften und ihrer Fähigkeit, den Boden zu verbessern. Aufgrund ihrer Wärmetoleranz, ihrer Dürreresistenz und ihres Nährstoffprofils könnte sie in den nächsten Jahren immer wichtiger werden.
Nährstoffprofil der Luzerne
Luzerne(heu) ist eine wahre Nährstoffquelle und enthält ca.15 – 20 % hochwertiges Protein, fast doppelt so viel wie Wiesenheu. Dies macht sie besonders für Sportpferde und Stuten in der Zucht interessant. Der hohe Gehalt an essenzielle Aminosäuren wie Lysin können den Muskelaufbau und die Regeneration nach Belastungen fördern. Luzerne(heu) enthält ungefähr drei Mal so viel Calcium wie Heu. Zusätzlich enthält Luzerne reichlich vom Antioxidans ß-Carotin. Je nach Anbaugebiet kann Luzerne auch einen hohen Gehalt von Magnesium aufweisen. Dies alles bietet die Luzerne bei einem Rohfaseranteil von etwa 25-30 %.

So ergeben sich vielfältige Einsatzmöglichkeiten für Luzerne:
- Zur Rationsergänzung: Bei erhöhtem Protein- oder Calciumbedarf.
- Für empfindliche Mägen: Der puffernde Effekt kann Magengeschwüren vorbeugen.
- Zur Heuaufwertung: Bei qualitativ schwachem Heu kann Luzerne Defizite ausgleichen.
Auffütterung von alten Pferden
Zum Muskelerhalt bei alten Pferden kann es sich lohnen, Luzerne wegen des -im Vergleich zu Wiesenheu- höheren Protein- und Leucingehaltes zu füttern. Leucin ist die Aminosäure, die den Muskelaufbau stimuliert und kann somit alten Pferden helfen, vital zu bleiben.
Auffütterung von mageren und appetitlosen Pferden
Luzerne wird erfolgreich für das Auffüttern von mageren und appetitlosen Pferden verwendet. Das liegt daran, dass Luzerne sehr schmackhaft ist und von manchen Pferden sogar dem Hafer vorgezogen wird. Im Vergleich mit anderen Rauhfuttersorten wird von einer 25-40 % höheren Futteraufnahme berichtet. Wegen des hohen Gehaltes and Protein und Mineralstoffen muss zusätzlich insgesamt weniger Futter gefressen werden. Es gibt Hinweise darauf, dass bei Luzerneheu mehr Rohfaserfermentierung im Dickdarm stattfindet als bei Wiesenheu. Dies bedeutet wiederum eine sehr gute Energiebreitstellung durch Luzerne.
Einsatz bei Sportpferden
Sportpferde haben durch ihre Arbeit einen höheren Bedarf an Energie und Protein. Der erhöhte Proteinbedarf ergibt sich unter anderem aus Verlusten über den Schweiß und aus der Energiegewinnung aus Protein bei harter Arbeit. Das für hohe Leistungen erforderliche Muskelwachstum kann nur erfolgen, wenn auch genügend Protein und essentielle Aminosäuren von Pferd aufgenommen werden. Dies kann sehr gut mit Luzernefütterung erfolgen. Auch in der Sportpferdeaufzucht konnte eine bessere körperliche Entwicklung bei ca. 10 % Luzerne in der Ration erreicht werden.
Luzerne kann Magengeschwüre mindern
Luzerne kann gegen Magengeschwüre helfen. Magengeschwüre werden durch Stress begünstigt und entstehen bei einem Ungleichgewicht von produzierter Magensäure und puffernden Substanzen. Da Luzerne reich an Calcium und Protein ist, vermutet man, dass deren Pufferfunktion für die Linderung von Magengeschwüren durch Luzerne verantwortlich ist. Der erhöhte Kaubedarf bei Luzernefütterung und die resultierende Speichelproduktion mit ihrer Pufferkapazität spielt hier sicherlich auch eine Rolle.
Es ist jedoch wichtig, darauf zu achten, dass die Fasern nicht zu kurz sind. Kurze Fasern, wie sie z.B. in Häckseln vorkommen (kleiner als 2mm), stehen durch mechanische Reizungen nämlich wiederum unter Verdacht, zu Magengeschwüren zu führen.
Besser keine Luzerne bei:
Bei Luzerneallergie oder Unverträglichkeiten von Luzerne sollte die Fütterung von Luzerne selbstverständlich vermieden werden. Studien haben gezeigt, dass für Unverträglichkeiten oft nicht die Luzerne selbst, sondern ein hoher Gehalt an Pflanzenöstrogen verantwortlich ist. Dieser wird ausgelöst durch Pilzbefall der Pflanze.
Auch Pferde mit equiner Myopathie (Muskel-Integritäts-Myopathie) ist Luzerne erfahrungsgemäß nicht geeignet. Dies gilt wegen des hohen Calciumgehaltes insbesondere für die Px Variante.
Schließlich sollte man Luzerne bei Pferden mit einer Historie von Nierenproblemen oder Darmsteinen nur nach Absprache mit dem Tierarzt füttern. Darmsteine kommen bei Pferden im mitteleuropäischen Raum jedoch kaum vor.
Förderung der Bodengesundheit durch Luzerne
Luzerne ist eine wertvolle Pflanze im nachhaltigen Anbau, da sie durch ihre tiefreichenden Wurzeln die Bodenstruktur verbessert und Erosion vorbeugt. Zudem bindet sie Stickstoff aus der Luft und reichert den Boden auf natürliche Weise mit diesem wichtigen Nährstoff an. Dies reduziert den Bedarf an synthetischen Düngemitteln und trägt zur Regeneration ausgelaugter Böden bei. Die Regeneration der Umwelt wird bei BIO-Luzerne Anbau nochmal verstärkt.
Fazit: Luzerne ist ein vielseitiges und wertvolles Futtermittel, wenn es gezielt und in angepassten Mengen eingesetzt wird. Sie eignet sich hervorragend für Sportpferde, Zuchtstuten und magensensible Tiere. Mit ihrer beeindruckenden Nährstoffdichte kann Luzerne einen bedeutenden Beitrag zur Gesundheit und Leistungsfähigkeit Ihres Pferdes leisten.
Literatur:
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