Die Leber – ein wahres Stoffwechselgenie!

Die Leber - steht für Leben!

Die Leber ist ständig auf Trab und macht niemals Pausen – Niemals! Sie ist das zentrale und größte Stoffwechselorgan. Damit ein so tüchtiges System ein Leben lang einwandfrei funktionieren kann, müssen ständig Ressourcen und Betriebsstoffe zur Verfügung stehen. Ressourcen und Betriebsstoffe sind in dem Fall Makro- und Mikronährstoffe, die über die Nahrung zugeführt werden müssen. Mangelt es an bestimmten Stoffen oder ist der Organismus mit schädlichen Noxen konfrontiert, kann der Stoffwechsel seine Funktion nicht mehr richtig aufrechterhalten.

Ein wahres Stoffwechselgenie

Die Leber kann alles und macht alles, sie ist sich für nichts zu schade und verzeiht so einiges – die Leber ist ein wahres Stoffwechselgenie. Nicht umsonst erinnert das Wort „Leber“ (engl. liver) an den Begriff „leben“ (engl. live).

Anatomisch befindet sich die Leber beim Menschen im rechten, oberen Bauchraum. Dort schmiegt sie sich nach oben an das Zwerchfell und macht Löffelchenstellung mit der darunterliegenden Bauchspeicheldrüse. Beim Pferd ist die Lage zwar ähnlich, aber vor allem um 90 ° gedreht. Aber auch hier befindet sich die Leber im vorderen Bauchraum.

Die Leber übernimmt zahlreiche, lebenswichtige Aufgaben. Zunächst einmal ist sie die erste Anlaufstelle für die Nährstoffe, die über die Darmwand aufgenommen und über die Blutbahn zur Pfortader der Leber geleitet werden. Einzig die Nahrungsfette (Triglyceride, Fettsäuren, etc.) machen einen Umweg über das Lymphsystem und gelangen dann ebenfalls zur Leber. Für die Nahrungsfette spielt die Leber aber vor allem eine wichtige Rolle in der Verdauung. Die Leber produziert Gallenflüssigkeit, die kontinuierlich in den Dünndarm sezerniert wird. Da Fette nicht wasserlöslich sind, der Verdauungstrakt aber im wesentlichen Wasser beinhaltet und als Transportmedium benutzt, haben es die Fette aus der Nahrung schwer, an die Darmwand zu gelangen und enzymatisch gespalten zu werden. Durch die Gallenflüssigkeit werden die Fette emulgiert und somit im wässrigen Medium transportfähig gemacht. In der Leber angekommen, werden die Makronährstoffe (Kohlenhydrate, Fette, Proteine) ab- und umgebaut bzw. nach Bedarf wieder aufgebaut und für umliegende Organe, Gewebe und Zellen bereitgestellt. Somit ist die Leber maßgeblich am Kohlenhydrat-, Fett- und Proteinstoffwechsel beteiligt.

Während Nahrungskarenzen baut die Leber über die Gluconeogenese aus Nicht-Kohlenhydraten (z. B. Laktat, glucogene Aminosäuren, Glycerin) Glucose auf, um diese wiederum anderen Organen als Energiequelle zur Verfügung zu stellen. In bestimmten Fällen der Nahrungskarenz und einem Überangebot an Fettsäuren bildet die Leber Ketonkörper aus Acetyl-CoA (Acetyl-Coenzym A), welche wiederum als Energiequelle für jene Organe dienen, die aus Fetten und Aminosäuren keine direkte Energie ziehen können und normalerweise auf Energie aus Glucose angewiesen sind (z. B. Gehirn, Blutzellen).

Die Leber ist ein großer Speicher für verschiedene Stoffe. Neben Fett (Triglyceride) speichert die Leber auch Kohlenhydrate. Als Energiereserve synthetisiert die Leber aus überschüssiger Glucose das Polysaccharid Glykogen. Zwei Drittel des körpereigenen Glykogens wird in der Muskulatur synthetisiert, um es bei Bedarf als Brennstoff für die Muskeln bereitstellen zu können. Das übrige Drittel wird in der Leber produziert, wobei dies nicht als Energiereserve für die Leber, sondern für extrahepatische Gewebe dient, die selbst keine Energiereserven aufbauen können. Abgesehen von Brennstoffen wie Fett und Kohlenhydrate speichert die Leber auch Blut, Vitamine und Mineralstoffe wie Eisen und Zink. Ganz nebenbei liefert die Leber außerdem noch Phosphoglyceride und Cholesterin. Letzteres dient wiederum als Vitaminvorstufe (= Provitamin) für das Vitamin D3, der Synthese von Steroid- und Kortikoidhormonen sowie von Gallensäure und sorgt für die Stabilität und Elastizität von Zellmembranen.

Man bekommt schon eine vage Vorstellung davon, dass die Leber der zentrale Umschlagplatz im Körper ist. Aber damit noch nicht genug: die Leber ist auch noch eine Verwertungsanlage und kümmert sich um den „Müll“, der im Körper anfällt. Sie baut u. a. Blutzellen, Ammoniak, Medikamente und Alkohol ab. Dieser Abbau wird umgangssprachlich auch als Entgiftung bezeichnet. Im Prinzip bedeutet Entgiftung, dass schädliche Stoffe in unschädliche Stoffe umgewandelt werden. Dabei kann es sich um ingestierte und über die Darmwand ins Körperinnere gelangte (absorbierte) direkte Umweltgifte (z. B. Pestizide, Herbizide, Mykotoxine, etc.) handeln, aber auch um alltägliche Nahrungsbestandteile. Letztere schließt vor allem die Proteine ein. Proteine sind lebensnotwendige Baustoffe, ohne die kein Leben möglich wäre. Proteine bestehen aus Aminosäuren, welche wiederum eine stickstoffhaltige Aminogruppe besitzen. Beim Abbau von Aminosäuren entsteht Ammoniak bzw. Ammonium als Stoffwechselprodukt, welches zelltoxisch ist. Damit die Zellen keinen Schaden nehmen, wird Ammoniak bzw. Ammonium von der Leber rasch in das Diamid der Kohlensäure, nämlich Harnstoff, umgewandelt (Harnstoffzyklus). Harnstoff kann, wie der Name vermuten lässt, im Anschluss über die Nieren ausgeschieden werden. Was hier anhand des Harnstoffzyklus nur beispielhaft erläutert wurde, gilt für sämtliche Noxen, bzw. potenziell schadhafte Stoffe, die von der Leber umgewandelt und somit unschädlich gemacht werden. Biochemisch betrachtet wandelt die Leber schadhafte wasserunlösliche Stoffe in wasserlösliche Stoffe um, welche dann mit den harnpflichtigen Substanzen über die Nieren ausgeschieden werden. Die Leber kann die Entgiftungsfunktion jedoch nicht im Alleingang bewältigen. Für die biochemischen Umwandlungsreaktionen sind eine Menge Enzyme notwendig, die die Reaktionen katalysieren. Diese Enzyme sind dreidimensionale Proteinstrukturen, die auf das Vorhandensein spezifischer Cofaktoren angewiesen sind. Solche Cofaktoren sind vor allem essentielle Spurenelemente (z. B. Zink, Kupfer, Mangan, Eisen, etc.), aber auch Mengenelemente (z. B. Natrium, Kalium, Magnesium, Calcium). Diese Elemente bilden mit den Enzymen sogenannte Metalloenzyme, wobei die Verbindung auch für die Aktivierung des Enzyms sorgt. Unter den zahlreichen Enzymen sind folgende vor allem typisch für die Leber:

  • Alanin-Aminotransferase (ALT)
  • Aspartat-Aminotransferase (AST)
  • Glutamatdehydrogenase (GLDH)
  • Gamma-Glutaryltransferase (gamma-GT)
  • Alkalische Phosphatase (AP)


Diese Leberenzyme finden sich auch bei einer umfangreichen Blutanalyse als klinische Chemie wieder. Sind die Werte erhöht, deutet dies auf eine Leberzellschädigung bzw. beeinträchtigte Leberfunktion hin, wobei anzumerken ist, dass einzeln erhöhte Enzymwerte nur wenig aussagekräftig sind – das Blutbild sollte immer als Ganzes betrachtet werden.


Wenn einem was über die Leber läuft

Die Leber haut so schnell nichts um. Allerdings macht die Vielfalt ihrer Aufgabenbereiche deutlich, dass sie ständig auf Ressourcen und Betriebsstoffe angewiesen ist, um ihre Funktionen ausüben zu können. Fehlt es an Nähr-, Mikro- und Vitalstoffen, können die biochemischen Prozesse nicht mehr adäquat ablaufen. Die Leber kommt an ihre Grenzen und ist buchstäblich überlastet. Das ist besonders dann der Fall, wenn die Leber zu vielen schadhaften Umweltnoxen ausgeliefert ist. Sei es mangelnde Grundfutterqualität (z. B. schimmeliges Heu), schwermetallbelastetes Tränkwasser, unsachgemäße oder übermäßige Medikamentengabe, übertriebene oder inkorrekte äußere Anwendung von Pflegeprodukten (arzneiliche Waschlotionen gegen Milben, Pilze, usw., Insektenschutz und Mähnensprays, etc.), falsche Fütterung (Gehalt ≠ Bedarf) oder auch dauerhafter Stress und Überforderung – selbst die Leber ist irgendwann beleidigt!

Eine gestörte Leberfunktion ist nicht immer sofort und vor allem nicht immer eindeutig zu erkennen, da die Symptome sehr vielseitig sein können:

  • Verdauungsprobleme wie Kolik, Durchfall, Kotwasser, Blähungen, etc.
  • Leistungsabfall und Unwilligkeit beim Arbeiten
  • Apathie, Lethargie und „schlechte Laune“
  • Appetitlosigkeit
  • Muskelabbau/Probleme beim Muskelaufbau
  • Hautprobleme (Mauke, Raspe, etc.), Juckreiz
  • Stumpfes Fell, Stichelhaare und lange „Hungerhaare“
  • Gelbfärbung der Schleimhäute (Gelbsucht)


Ein Blutbild und die oben genannten Leberenzyme geben Aufschluss, allerdings können die Schäden dann schon massiv sein, da man häufig erst durch die auftretenden Symptome ein Blutbild veranlasst.
Aber die Leber wäre nicht die Leber, wenn sie nachtragend wäre. In der Regel lässt sich die Funktion der Leber sehr gut wiederherstellen. Sie ist sogar das einzige Organ, das sich vollständig regenerieren kann, wenn weniger als die Hälfte der Leberzellen geschädigt sind. Allerdings ist die Regeneration der Leber umso aufwändiger und langwieriger, je schwerwiegender der Schaden ist und je länger er schon besteht. Egal wie schwerwiegend der Leberschaden jedoch ist, fest steht, dass die Fütterung den entscheidenden Beitrag zur Regeneration leistet.

 

Die Leber entlasten und unterstützen!

Bei erhöhten Leberenzymwerten im Blut und/oder eindeutigen Symptomen sollte eine strikte Diät eingehalten werden, bis sich die Leber regeneriert hat. Zunächst muss die Leber durch eine kohlenhydratreiche Ration aus Fasern und/oder Getreide entlastet werden. Proteine und Fette sollten möglichst gering gehalten werden, um die Leber hinsichtlich ihrer Entgiftungsfunktion (Harnstoffzyklus) und der Fettverdauung zu entlasten. Pferde die Getreide gut vertragen, profitieren von hochaufgeschlossenem, gut verdaulichem Getreide. Maisflocken sind hier besonders hervorzuheben, da sie ein günstiges Aminosäuremuster aufweisen. Pferde mit Getreideempfindlichkeit sollten eher auf faserreiche Produkte zurückgreifen.

Bei Leberproblemen haben sich vor allem zwei Pflanzen einen Namen gemacht: Mariendistel und Artischocke. Die Samenschalen der Mariendistel sind reich an Silymarin. Das Silymarin besteht unter anderem aus dem sehr wirksamen Silibinin. Diesem kann eine zellprotektive (membranstabilisierende) und gallenflussanregende Wirkung zugeschrieben werden. Da das Silymarin vor allem in den Samenschalen lokalisiert ist, liefert das Mariendistelöl keinen vergleichbaren Beitrag zur Leberregeneration. Die Artischocke ist reich an Bitterstoffen. Diese fördern die Gallenproduktion, sind lipidsenkend (v. a. Cholesterin und Triglyceride), wirken antioxidativ und unterstützen die Fettverdauung. Insgesamt verhelfen Mariendistelsamen und Artischocke zu einer beschleunigten Leberzellregeneration.

Was bei einer Leberregeneration aber auf gar keinen Fall fehlen darf, sind die Mikronährstoffe – vor allem essentielle Spurenelemente – um der Leber die benötigten Cofaktoren zu liefern und sie in ihrer Funktion als Entgiftungsorgan zu unterstützen! Deshalb wird eine Leberkur neben Mariendistelsamen und Artischocke immer von hochbioverfügbaren Spurenelementen in hoher Konzentration begleitet.

Abgesehen von einer erfolgsversprechenden Therapie zur Leberregeneration ist es vor allem wichtig, die Ursache für den Leberschaden auszumachen und möglichst abzustellen. Kann die Ursache nicht gefunden bzw. langfristig abgestellt werden, ist mit erneuten Leberschäden zu rechnen.

 

Unser starkes Team für die Leber:

Angaben in g je 100 kg Körpergewicht und Tag

Ergänzungsfuttermittel

Equimeb Hepa

  • Leberstärkende Nährstoffkombination
  • Unterstützung der Leberzellregeneration
  • Mit Mariendistelsamen und Artischocke
  • 10-20 g

 

MicroVital®

  • Der „Spurenelementbooster“
  • Organisch gebundene Spurenelemente hochkonzentriert
  • Ideal zur Begleitung von Equimeb Hepa® als Leberkur
  • 15-20 g


Brandon plus® hepatic protect

  • Bei langanhaltenden, schweren oder hartnäckigen Leberproblemen
  • Anstelle von Equimeb Hepa®
  • 20 g

 

Basisfuttermittel

Für normal- bis schwerfuttrige Pferde:

Meta-Diät

  • Unterstützt die Leberzellregeneration
  • Mit Mariendistelsamen und Artischocke
  • Mit hochaufgeschlossenem Getreide
  • 400-500 g

 

C‘Real Basics

 

Für leichtfuttrige Pferde und getreidefrei:

Glyx-Wiese® Seniorfaser

  • Wiesengräser und -kräuter
  • 1500-2000 g

 

Glyx-Wiese® Müsli

  • Faserreich & geringer Energiegehalt
  • 100-200 g



HippoWissen Online-Seminar zum Thema Stoffwechsel

In unserem HippoWissen Online-Seminar sind wir gemeinsam mit Relax-Biocare auf den Stoffwechsel sowie die Leber eingegangen und haben eine Verbindung zum Hautproblem Mauke hergestellt. Zusätzlich wurden fütterungstechnische Lösungen sowie geeignete Pflegeprodukte zur äußeren Anwendung vorgestellt.

Schauen Sie sich doch gerne unsere Aufzeichnung an oder hören in unserem HippoPod Podcast herein.

 

Persönliche Futterberatung

Gerne stehen wir Ihnen für eine persönliche Futterberatung und individuelle Produktkombination zur Verfügung.
Kontaktieren Sie uns hierfür unverbindlich per Telefon oder E-Mail.

Telefon Zentrale: +49 6222 990 100
E-Mail: info@st-hippolyt.de

Ihr St. Hippolyt Team

 

Literatur:

Coenen, M. & Vervuert, I. (2020). Pferdefütterung. 6., aktualisierte Auflage. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Fritz, C. & Maleh, S. (2016). Zivilisationskrankheiten des Pferdes. Georg Thieme Verlag, Stuttgart.
Gäbel, G. & Loeffler, K. (2018). Anatomie und Physiologie der Haustiere. Ulmer Verlag. Stuttgart.
Gehlen, H., May, A. & Venner, M. (2010). Lebererkrankungen beim Pferd. Pferdeheilkunde, 26(5), 668-679.
Geor, R. J., Coenen, M., & Harris, P. (2013). Equine applied and clinical nutrition E-book: Health, welfare and performance. Elsevier Health Sciences.
Landete, J. M. (2013). Dietary intake of natural antioxidants: vitamins and polyphenols. Critical reviews in food science and nutrition, 53(7), 706-721.
Rehner, G., & Daniel, H. (2010). Biochemie der Ernährung. Springer-Verlag.

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