ECVM - Equine Complex Vertebral Malformation
Wenn es dem Pferd an Selbsthaltung fehlt
ECVM steht für Equine Complex Vertebral Malformation und beschreibt eine congenitale (=angeborene) Fehlbildung der unteren Halswirbelsäule beim Pferd. In der Regel sind die letzten beiden, der 6. und 7. Halswirbel (C6 und C7) und manchmal zusätzlich der 1. Brustwirbel (Th1) betroffen. An der Unterseite der Wirbel fehlen knöcherne Bestandteile, die mitunter Ansatzpunkte für Muskeln sind. Auch das erste Rippenpaar kann komplett fehlen.
Der Hals ist maßgeblich an der Balance des Pferdes beteiligt. In der Bewegung gibt die Halswirbelsäule dem Pferd Stabilität und Dynamik zugleich. Die letzten Halswirbel ermöglichen die Biegung des Halses aus der Schulter heraus. Die hier ansetzenden Muskeln verhelfen dem Pferd Schulter- und Brustbereich bzw. den Rumpf anzuheben und sich zu tragen. Bei einer Fehlbildung der letzten Halswirbel und einem daraus resultierend fehlerhaften Muskelansatz kommt es zu eingeschränkter Stabilität und verminderter Tragkraft. Auch das Nackenband kann hier nicht für vollständige Stabilität sorgen, da es nur mit dem 1. bis 5. Halswirbel verbunden ist.
Die Fehlbildung der Wirbel kann mit einer Einengung des Wirbelkanals und somit einer Quetschung des Rückenmarks einhergehen, was sich wiederum negativ auf die Nervenbahnen auswirkt und in Koordinationsschwierigkeit und Ataxie resultiert.
Die Facettengelenke können ebenfalls betroffen sein bzw. zur Verschlechterung des Zustandes beitragen. Facettengelenke sind kleine Gelenke oberhalb der Wirbelkörper, die der Verbindung der Wirbelfortsätze dienen. Arthrotische Veränderungen dieser Facettengelenke (durch altersbedingten Verschleiß, unsachgemäßes Reiten oder Verletzungen) verschärfen die negativen Auswirkungen von ECVM. Zudem zeigen sich bei von ECVM betroffenen Pferden mitunter unterschiedlich große Facettengelenke.
Eine genetische Komponente wird diskutiert und könnte durch züchterische Konsequenzen nachhaltige Erfolge zur Vermeidung von ECVM bringen.
Symptome
Da ECVM eine Fehlbildung der unteren Halswirbelsäule ist und die Halswirbelsäule maßgeblich für Stabilität und Beweglichkeit sorgt, sind die entsprechenden Symptome sehr weitgreifend, aber dennoch deutlich in Verbindung mit schmerzhaftem Ungleichgewicht zu bringen.
Beim Reiten/in der Bewegung:
- Widersetzlichkeit beim Reiten
- Probleme den Brustkorb zu heben → Lastaufnahme erschwert
- Starkes „auf die Hand“ lehnen beim Reiten
- Stolpern/Einknicken der Vorderhand
- Stürzen
- Koordinationsschwierigkeiten
- Ataktisches Gangbild/Wobbler-Syndrom
- Wechselnde Lahmheiten
Sonstige Auffälligkeiten:
- Hoher Muskeltonus
- Fesselträgerschäden (→ Folgeerscheinung)
- Facettengelenksarthrosen (→ Folgeerscheinung)
- Headshaking
- Unterschiedlich geformte Hufe (entstanden durch ungleichmäßige Belastung der Gliedmaßen)
- Verweigern oder Probleme beim Abliegen (→ Pseudonarkolepsie als Folge)
Diagnose
Für die Diagnose reicht im Prinzip das Röntgen der Halswirbelsäule aus. Allerdings bedarf es eines geschulten Auges, die Malformation auf einem gewöhnlichen Röntgenbild einer üblicherweise seitlich erfassten Halswirbelsäule zu erkennen. Hinzukommt, dass der letzte Halswirbel und der Übergang zur Brustwirbelsäule vom Schulterblatt verdeckt und somit die Beurteilung erschwert wird. Um ECVM gezielt darstellen zu können, wird der Winkel der Röntgenaufnahme geändert, um die betroffenen Wirbel so darzustellen, dass die Malformation eindeutig erkannt werden kann.
Therapie
Die durch ECVM zusammengefassten Fehlbildungen sind angeboren und beim betroffenen Pferd somit nicht durch Prophylaxe vermeidbar. Eine Therapie sollte bei der Stabilisierung der fragilen Halswirbelsäule ansetzen. Cortisonspritzen durch den Tierarzt sind zumindest ein schmerzlindernder Ansatz, um dem Pferd die Chance auf gezieltes Training zu geben. Denn die Förderung des Bewegungsapparates stellt hier das oberste Ziel dar.
Der aktive Bewegungsapparat – die Muskulatur – sollte gut ausgebildet und kräftig sein, damit das Skelett den nötigen Halt bekommt. Speziell bei Pferden, die mit Muskelproblemen oder equinen Myopathien, wie PSSM1 und MIM („PSSM2“) zu kämpfen haben, ist Obacht geboten und ganz besonders auf eine stabile Muskulatur zu achten.
Darüber hinaus sollten die Komponenten des passiven Bewegungsapparates – nämlich Knochen, Sehnen, Bänder und Gelenke – auf optimalem Versorgungsniveau gehalten werden, um vorzeitigen Verschleiß zu vermeiden.
Hier spielen Fütterung und Training eine wichtige Rolle. Durch eine gezielte Nährstoffversorgung kann der Muskelaufbau und die Versorgung der Muskel- und Nervenzellen gefördert werden. Die essentiellen Aminosäuren, vor allem Lysin, Methionin und Threonin, versorgen den Körper mit Bauelementen für die Muskelzellen. Mikronährstoffe wie Magnesium und Mangan fördern eine lockere, gut durchblutete, funktionale Muskulatur. Antioxidantien wie Selen, Vitamin E, OPCs aus Traubenkernen, Astaxanthin oder Coenzym Q10 schützen die Zellen vor oxidativem Stress und somit vor der Zerstörung durch freie Radikale.
Für die optimale Versorgung von Knochen, Gelenken, Sehnen und Bändern, ist eine Reihe spezifischer Nährstoffe von großer Bedeutung. Hierzu gehören Glycosaminoglycane (GAG), Nukleotide, β-Glucane, Chondroitinsulfat, Methylsulfonylmethan (MSM), Silicium, Hyaluronsäure, niedermolekulare bioaktive Peptide und Peptidkollagen. Diese Mikronährstoffe sorgen nicht nur für eine optimale Versorgung dieser Gewebestrukturen, sondern tragen auch zum Schutz vor frühzeitigem Verschleiß bei.
Das Training betroffener Pferde sollte auf Stabilität und Tragkraft ausgerichtet sein. Ohne die Pferde körperlich zu überfordern, sollte schonend und sukzessiv auf eine ganzheitlich stabile und starke Muskulatur hingearbeitet werden, die in der Lage ist, das Pferd zu „tragen“.
Wichtig ist außerdem die regelmäßige Kontrolle der Zähne und des optimalen Kontakts bzw. Aufeinanderliegen der Zähne des Ober- und Unterkiefers (=Okklusion). Die korrekte Stellung des Gebisses trägt zur Stabilisation und Entlastung der Halswirbelsäule bei.
Auch die Betreuung durch den Hufschmied ist wichtig, da ungleichmäßige Belastungen der Gliedmaßen zu unterschiedlichen Stellungen und Formen der Hufe führen und das fehlerhafte Bewegungsmuster verstärken können.
Die richtige Fütterung zur Unterstützung bei ECVM
Für Knochen, Gelenke, Sehnen und Bänder
- Fördert den gesunden Stoffwechsel der Gelenke, Sehnen und Bänder
- Unterstützt die Regeneration, Belastbarkeit und Elastizität des Knochens bei Gelenk- und Knochenproblemen
- Bei altersbedingten Verschleißerscheinungen des Bewegungsapparates
- Für Sportpferde mit erhöhten Trainingsanforderungen
- Zum nachhaltigen Schutz von Sehnen, Bändern & Gelenken
- Enthält Neuseeländische Grünlippmuschel, Kollagenbausteine & Kieselsäure
- Reich an spezifischen Kräutern, Omega-3-Fettsäuren & Antioxidantien
Fohlengold® BoneCare
- Unterstützt gezielt Knochenaufbau & -wachstum
- Fördert Stabilität, Elastizität & somit Belastbarkeit der Knochen
- Bei wachstumsbedingten Störungen des Knochen- & Gelenkstoffwechsels
Für eine tatkräftige Muskulatur
- Zur Unterstützung der Muskelbildung und Förderung der Muskelleistung
- Bewährt bei Sport- und Freizeitpferden
- Auch während der Turniersaison einsetzbar (dopingfrei)
WES Bodyguard & WES Sensitive Bodyguard
- Geeignet für Pferde mit Muskel- & Stoffwechselproblemen wie PSSM1 & MIM (PSSM2), RER usw.
- Reich an Lysin, Methionin & Threonin sowie Mangan, Magnesium, Zink & Vitamin B, C & E
- Frei von Zuckerzusatz, Getreide & Luzerne
- Hochwertiges Proteinkonzentrat zur optimalen Versorgung mit den essentiellen Aminosäuren wie Lysin, Methionin und Threonin
- Unterstützt den gezielten Muskelaufbau
- Ohne Zusatz von Zucker, Getreide & Soja
- Wasserlösliches, natürliches Vitamin E
- Höchste Bioverfügbarkeit und Stabilität durch Mikroverkapselung
- Antioxidans – fördert den Muskelenergiestoffwechsel und den Zellschutz
Proteinreiche Basiskrippenfutter je nach Leistung und Bedarf
Getreidefrei
Struktur-E® getreidefrei
Ricelein
Brandon® xl
WES All in One
WES Basic Crunch
WES Crispy Crunch
WES Power Crunch
Persönliche Futterberatung
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