Aufgrund seiner Entwicklungsgeschichte ist das Pferd, als Steppentier, angepasst an die kontinuierliche Aufnahme von faserreicher, energiearmer Nahrung. Beobachtungen zufolge verbringen Wildpferde bzw. Pferde in naturnaher Haltung ca. 16 Stunden am Tag mit der Nahrungsaufnahme. Das energiearme Raufutter wird gemeinsam in der Herde unter steter Fortbewegung aufgenommen. Lange Fresspausen gibt es nicht.
Bedeutung der Heufütterung für das Pferd
Raufutter wird von den Pferden wesentlich langsamer gefressen und besser gekaut als Getreide. Der Verdauungstrakt wird so regelmäßig gefüllt und die Zähne gleichmäßig abgenutzt. Da Raufutter eine deutlich längere Fresszeit aufweist, ist die hier gebildete Speichelmenge um ein Vielfaches höher. Insgesamt kann die produzierte Tagesmenge an Speichel 5 - 10 l pro 100 kg Körpergewicht erreichen. Der Speichel macht das aufgenommene Futter rutschfähig, sorgt für eine gute Pufferung der Magensäure und dient zum Schutz des drüsenlosen Teils im Magen.
Förderung der Darmgesundheit
Die meisten Pferde sind in der Lage, ihren Energiebedarf ausschließlich durch Heu zu decken. Die enthaltene Faser wird im Dickdarm fermentiert und unter anderem zu flüchtigen Fettsäuren umgewandelt, die dem Pferd als Energiequelle zur Verfügung stehen. Durch das strukturreiche Futter wird die Darmperistaltik angeregt und das gesunde Darmmikrobiom stabilisiert.
Ausbalancierter Insulinspiegel
Eine faserreiche, stärkearme Ration sorgt für einen moderaten Anstieg des Blutzuckerspiegels, was besonders bei Pferden mit Stoffwechselerkrankungen, wie dem Equinen Metabolischen Syndrom (EMS), dem Equinen Cushing Syndrom/PPID, oder bei muskulären Erkrankungen wie PSSM oder Tying-up, eine zentrale Rolle spielt. Dem Pferd steht zudem bei Heufütterung durch die hohe Wasserbindungskapazität der Faser im Darm ein großes Wasser- und Elektrolytreservoir zur Verfügung, was vor allem für Sportpferde Vorteile bringt.
Nicht außer Acht zu lassen ist der Beitrag der Heufütterung für die psychische Gesundheit unserer Pferde. Durch die langsame Futteraufnahme sind die Pferde kontinuierlich beschäftigt. Das Kaubedürfnis wird erfüllt, Langeweile reduziert und Verhaltensanomalien wie Koppen oder Weben kann vorgebeugt werden.
Das Fundament ist Heu
Basis jeder Futterration ist eine ausreichende Menge Heu (= hoher Faseranteil) von erstklassiger Qualität. Vorzuziehen ist Heu vom ersten Schnitt, da dieses einen besonders hohen Faseranteil und verhältnismäßig niedrige Protein- und Energiegehalte aufweist. Immer mehr Pferdebetriebe setzen aus kosten- und lagerungstechnischen Gründen Grünfutterkonservate wie Silagen und Heulagen ein. Vor allem bei den früh geschnittenen Silagen kann es jedoch aufgrund des geringen Faser und hohen Säuregehaltes gerade bei empfindlichen Pferden zu Verdauungsstörungen wie Kotwasser und Durchfall kommen. Eine ausgleichende Fütterung mit Trockengrünprodukten wie Heucobs kann die Ration entsprechend aufwerten. Bei der Mengenberechnung für die Heuration gilt folgende Formel als Faustregel: 1,5 bis 2 kg Heu / 100 kg (Soll-) Körpergewicht pro Tag.
Artgerechteste Energiequelle
Beim Blick auf das natürliche Nahrungsangebot des Pferdes fällt auf, dass Kraftfutter eine untergeordnete bis gar keine Rolle spielt. Der Verdauungstrakt hat sich diesen Gegebenheiten angepasst. So kann ein Pferd, im Gegensatz zum Hund, nur sehr eingeschränkt Stärke mit den körpereigenen Amylasen enzymatisch aufschließen. Die größte Kapazität in der Verdauungsarbeit liegt im hinteren Darmabschnitt, dem Blind- und Dickdarm. Dort wird mithilfe einer Vielzahl von Mikroben Faser zersetzt und zum Teil zu kurzkettigen Fettsäuren umgewandelt. Diese stehen dem Pferd dann wieder für die Energiegewinnung zur Verfügung. Ein Pferd ist also durchaus in der Lage, aus gutem Heu viel Energie zu gewinnen, die zur Deckung des Erhaltungsbedarfs ausreicht.
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Wie viel Faser braucht mein Pferd?
Damit unsere Pferde gesund und lange leistungsfähig bleiben, sollte sich die Pferdehaltung an den natürlichen Bedürfnissen des Pferdes orientieren. Als Empfehlung der GfE (2014) gilt daher, dass dem Pferd zur Ausübung von arttypischem Verhalten eine Futteraufnahmezeit von täglich mindestens 12 Stunden gewährt werden sollte. Das Raufutter ist damit die Basis der Pferdefütterung. Pro 100 kg Körpergewicht sollten 1,5 - 2,0 kg Heu, Heulage oder Heuersatzprodukte wie Heucobs gefüttert werden. Im Idealfall erhält das Pferd im Sommer die Möglichkeit einen Teil des Raufutterbedarfs durch mehrstündigen Weidegang zu decken.
Kann Stroh als Faserersatz dienen?
Bei leichtfuttrigen Pferden oder bei EMS kann ein Anteil Heu durch gutes Futterstroh ersetzt werden (Heu/Stroh-Gemisch max. 2:1).
Wie lange darf eine Futterpause sein?
Wegen der kontinuierlichen Magensäureproduktion darf eine maximale Fresspause von vier Stunden nicht überschritten werden. Steht ausreichend Faser zur Verfügung, wird durch die Kautätigkeit genügend Speichel gebildet, der eine puffernde Funktion auf die Magensäure ausübt. Die Faser kleidet die empfindlichen Magenwände mattenartig aus und hat somit eine Schutzfunktion. Außerdem hat das Kauen von Faser eine stressreduzierende Wirkung.
Worin unterscheidet sich der erste, zweite oder dritte Schnitt?
In der Pferdefütterung ist der erste Schnitt im Jahr am besten geeignet, da er mit seinem hohen Rohfaser- und moderaten Proteingehalt zu den Voraussetzungen im Verdauungstrakt des Pferdes am besten passt. Der Anteil an Rohfaser sollte mind. 20 % betragen.
Der zweite Schnitt (auch Grummet genannt) ist weicher und blattreicher. Zudem ist er mit seinem höheren Proteingehalt und geringerem Rohfasergehalt für Pferde ernährungsphysiologisch weniger geeignet und sollte nur in Verbindung mit zusätzlichen Faserlieferanten kombiniert gefüttert werden (Heu vom ersten Schnitt, gutes Futterstroh).
Der dritte Schnitt sollte in der Pferdeernährung keine Verwendung finden.
Wann ist der optimale Schnittzeitpunkt?
Für Pferdeheu sollte nicht vor dem Ähren- und Rispenschieben der Hauptbestandsbildner geschnitten werden. Je nach Wetterverhältnissen und Region ist das in der Regel zwischen Ende Mai und Anfang Juni.
Bei etwas späterem Schnitt (Mitte bis Ende der Blüte) sinkt der Energiegehalt und der Fasergehalt steigt. Diese Faser ist für leichtfuttrige Pferde am besten geeignet.
Woran erkenne ich gutes Heu?
- Am typischen, aromatischen „Heuduft“
- An der hell- bis dunkelgrünen Farbe
- An der griffigen Struktur
- An der geringen Staubbelastung
Aus welchen Gräsern und Kräutern sollte ein gutes Pferdeheu bestehen?
- Auch hier gilt: auf Artenvielfalt setzen
- Monokulturen (z. B. aus deutschem Weidelgras) bergen u. a. die Gefahr von Endophyten-Besatz.
- Typische, gesunde Pferdegräser und -kräuter sind z.B.: Wiesenlieschgras, Knaulgras, Wiesenfuchsschwanz, Glatthafer, Zittergras, Wolliges Honiggras, Kammgras, Wiesenrispe, Straußgräser, Spitzwegerich, Löwenzahn, Wilde Möhre, Acker-Witwenblume, Wiesen-Pippau, Wiesen-Bocksbart, Wiesen-Knöterich, Kohl-Distel, Rotklee, Hornklee, Schafgarbe
Mein Pferd hat eine chronische Atemwegserkrankung und hustet bei trockenem Heu. Was kann ich tun?
Das Bedampfen oder Wässern von Heu kann eine Lösung sein. Für manche Pferde ist eine gute Heulage (Anwelksilage) eine Alternative.
Was unterscheidet eine Heulage von einer Silage?
Eine „richtige“ Silage sollte nur im Nutztierbereich zu finden sein. Das vergleichsweise früh geschnittene Gras (vor der Blüte) wird nach wenigen Stunden fest gepresst und luftdicht verpackt. Innerhalb weniger Tage sollte durch die Tätigkeit von anaeroben Mikroorganismen ein stabiles, saures Milieu entstehen, das für die Konservierung des Siliergutes sorgt. Der hohe Säure- und Proteingehalt und der zu geringe Rohfasergehalt macht eine echte Silage damit zu einem völlig ungeeigneten Pferdefutter.
Anders bei der Heulage: Hier wird das Futter zu einem späteren Zeitpunkt geschnitten (Mitte bis Ende Blüte) und das Siliergut länger auf dem Feld liegen gelassen, damit es anwelken kann. Damit ähneln sich die Nährstoffgehalte zum Heu und die Verträglichkeit für Pferde ist in aller Regel gut. Durch den geringeren Säuregehalt und höheren Fasergehalt weist die Heulage allerdings eine geringere Lagerstabilität auf, was bei der Futterlagerung und -entnahme beachtet werden sollte.
Was bringen Faserersatzprodukte wie Heucobs und Co.?
Hochwertige Heucobs oder Heufaserprodukte werden aus artenreichem Bestand aufbereitet. Die frisch geschnittene Faser wird direkt nach der Ernte warmluftgetrocknet und weiterverarbeitet. So können sogenannte Bröckel- und damit Nährstoffverluste, die durch häufiges Wenden verursacht werden, deutlich reduziert werden. Das Ergebnis sind Faserprodukte bester Qualität, die als Heuersatz oder als Ergänzung der Faser- bzw. Kraftfutterration dienen. Für Pferde mit Zahnproblemen sind sie ein unersetzbarer Rohfaserlieferant.
Unsere Empfehlung für hochwertige Faserersatzprodukte
GlyxWiese® BIO ist die Erweiterung unserer GlyxWiese® Produkte – in zertifizierter BIO-Qualität.
- GlyxWiese® Bio Luzerne Mix
- GlyxWiese® Bio Wiesen Mix
- GlyxWiese® Bio Wiesen Mix light (Coming soon!)
- Glyx-Wiese® BIO Luzernecobs
- Glyx-Wiese® BIO Esparsettecobs (Coming soon!)
Wohlgewählte Komponenten wie Grünhafer, Luzerne, Esparsette, Serradella und Futterstroh bilden hochwertiges Grundfutter oder eine faserreiche Ergänzung des Krippenfutters. Durch den Verzicht auf Getreide und Zusatzstoffe, sowie die unterschiedlichen Mischungen der einzelnen Komponenten, sind die GlyxWiese® BIO Produkte für jeden Pferdetyp geeignet.
- Reine, naturbelassene Faserprodukte in BIO-Qualität
- Für jeden Pferdetyp geeignet
- Getreide- und melassefrei und nicht mineralisiert
VIELFÄLTIG EINSETZBAR
Hochwertiges Raufutter von hygienisch einwandfreier Qualität ist nicht nur die Basis der Pferdeernährung, sondern auch die perfekte Ergänzung jeder Krippenfutterration. Sowohl für Sportpferde als auch für Freizeitpferde, Zuchtpferde, Jungpferde, Senioren oder als „Stehfutter“ – die richtige Raufutterergänzung darf nicht fehlen.
NACHHALTIGKEIT ALS LEITBILD
Die Komponenten der GlyxWiese® BIO Produkte stammen aus einer großen landwirtschaftlichen Region in der Slowakei. In einer feld- und waldreichen Gegend werden auf etlichen Hektar Land Grünhafer, Luzerne, Esparsette, Serradella und Futterstroh in bester BIO-Qualität angebaut, geerntet und schonend getrocknet. Bei der gesamten Produktion wird auf Nachhaltigkeit gesetzt. Die schonende Trocknung des Grünfutters erfolgt mittels Niedrigenergie, die durch Hackschnitzel als Brennstoff aus den betriebseigenen, umliegenden Wäldern möglich ist. Die etlichen Hektar Land werden als Kreislauf bewirtschaftet, wobei die Komponenten der GlyxWiese® BIO Produkte zur Biodiversität und zur Erholung des Bodens beitragen. Neben der Pflanzengesellschaft profitieren auch Kleinstlebewesen im Boden und in der Luft von den Fruchtfolgen. So sind zum Beispiel die blühenden Leguminosen Luzerne und Serradella eine attraktive Nektarquelle für Schmetterlinge, Bienen und anderen Insekten.
Persönliche und unverbindliche Futterberatung
Gerne stehen wir Ihnen für eine persönliche Futterberatung und individuelle Produktkombination zur Verfügung.
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Telefon Zentrale: +49 6222 990 100
E-Mail: info@st-hippolyt.de
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